Liebste Leser und Leserinnen, Familie und sehnlichst vermisste Freunde, der Tag ist gekommen, der Tag unserer Wiederkehr. Dies ist der letzte Blogeintrag von Footlose And Fancy Free, Friedel und André, das Ende unserer bekloppten Abenteuer. Genießt unseren letzten Eintrag so wie wir. Enjoy! Doch erst einmal ganz von vorn unsere letzten Tage in Down Under.

Bevor wir am Donnerstag ein letztes mal über den Kontinent fliegen, treffen wir tatsächlich noch einmal auf unseren guten neuen, alten Jan als wir die Nacht in Perth verbringen. Auch hier im Hostel stehen die Zeichen auf Aufbruch, leere Zimmer und ruhige Gänge im sonst sehr geschäftigen Hostel. Jan noch einmal in den Arm genommen und nun ein finales Goodbye, gut zumindest bis auch er sich entschließt irgendwann die Heimreise anzutreten.

Da stehen wir auch schon auf NSW’schen Boden in Sydney.
Es ist kalt, frostig, wir frieren, das nervt. Und wie Andre es schon am Beginn prophezeite ist er pünktlich zum Schluss natürlich krank geworden und nun mit Gliederschmerzen und Rotznase bestraft, ganz toll. Aber immerhin unser Hostel weiß zu entschädigen. Nach wochenlanger Arbeit, genießen wir nun eine erstklassige Aussicht von der Dachterasse des YHA Harbour Hostels auf die im super abgefahrenen VIVID-Lichtspiel beleuchtete Sydney Oper und die Harbour Bridge, einfach fantastisch. Bunte Farben und gleißendes Licht wusste uns ja schon immer zu begeistern und so wird das gesamte Hafenviertel von abgefahrenen Lichtinstallationen verzaubert, wie gigantische ballonartige Jellyfische oder ganze bestrahlte Wolkenkratzer Fassaden. Jeden Abend befinden wir uns nun inmitten eines Meeres aus Licht und Farben, großartig!

Am Tage hingegen besteht unsere einzige Beschäftigung darin unsere völlig vernachlässigten, mittlerweile rudimentären Shoppinggelüste zu befriedigen um unser auch optisches Auftreten ein erneutes, aber auch letztes Mal an unsere High Fashion Umgebung anzupassen. Neben 10 stündigen exzessiven Kreditkartengebrauch geht’s natürlich auch nochmal zum Hairdresser. Es ist vollbracht, Leben du hast uns zurück. So klappern wir jeden Laden auf unserem Weg durch Sydney ab, genehmigen uns eine Portion Sushi, bevor wir zum nächsten Markt weiter schlendern, schließlich brauchen wir ja auch noch das ein oder andere Souvenir, bevor es dann wieder etwas Sushi gibt 😉

Auch ein Wiedersehen mit Dayne aus Melbourne und Tanja unserer Tasmanien Reisekumpanin machen uns unseren finalen Aufenthalt noch etwas schöner, wenn es das Wetter mit Non-Stop Regen schon nicht schafft. So vergehen unsere letzten 5 Tage wie im Fluge, nur langsam realisieren wir das es das Ende ist, kein schönes Gefühl. Nach so langer Zeit, rückte das Leben in Deutschland doch in allzu weite Ferne. Dienstag ist es dann soweit, unsere Konten sind geschlossen, unsere Rucksäcke bis zur Schmerzgrenze von 25kg mit Geschenken vollgestopft, ein letzter Kaffee mit Dayne und Tanja und ab zum Flughafen. Um 20.15 Uhr und mit 1 1/2h Verspätung heben wir ab. Goodbye Australia!

Im September 2010 sind wir aufgebrochen, die Welt zu sehen, Leben zu atmen, haben uns der Herausforderung gestellt und heute nach über 9 Monaten ist es vorüber, da kommen auch schon die Tränen. Im Moment stehen wir wohl beide noch etwas unter Schock in 6h in Frankfurt einzufliegen, ohje, ohje. Doch wir haben es geschafft, gemeinsam, uns den widrigsten Umständen ausgesetzt, gelacht, geweint, genervt, gestaunt und gegenseitig aufgebaut. So wunderschöne Dinge gesehen, jenseits aller Vorstellungskraft, die Kraft der Natur, und wie wertvoll und schützenswert sie ist. Wie klein wir sind. Den Zeichen der globalen Erwärmung konstant ausgesetzt. Gelernt, egal wie weit man geht, egal wie weit man von zu Hause weg ist, es gibt immer einen Ort an den wir zurückkehren können. Erfahren, wie viele großartige, hilfsbereite Menschen es gibt, Menschen die wir auch nach kurzer Zeit, jetzt Freunde nennen und mit Ihnen für immer verbunden bleiben. Wie einfach es sein kann Freundschaft zu schließen und wie schwierig es manchmal zu Hause wirkt. Verstanden, das es immer weiter geht, was Frei sein bedeutet und wie wenig selbstverständlich dieses Gefühl ist. Wie viel man bereit ist aufzugeben und was man wirklich im Leben braucht, um glücklich zu sein.

Haben entmystifiziert, Australien ist nicht der Sonnenschein Staat von dem alle Träumen, tatsächlich hatten wir mehr Regen als Sonne. Jobs wie Sand am Meer gibt es hier schon lange nicht mehr, mit mehr als 4 Millionen Deutschen allein an der Ostküste, ist das Konzept Backpacker, bis zum bersten ausgereizt. Das Land braucht Backpacker, weiß sie aber allzu oft nicht zu schätzen und Menschlichkeit bleibt auf der Strecke. Naja und erschwinglich ist hier eigentlich nichts, es wird es erst wenn man die dementsprechend höheren Löhne erhellt. Der Rest bleibt wie überall, harte Arbeit und viel Entbehrungen.

Und doch ist man bereit den Preis dafür zu zahlen und ein völlig anderes Leben zu leben, ohne Grenzen, ohne Alltagssorgen. Der Sonne entgegen, am Meer entlang, durch den Regenwald und noch viel weiter. Frei.

Wir haben uns verändert, nicht von Grund auf, aber doch, sieht man etwas anders auf manche Dinge. Eines der größten Abenteuer unseres bisherigen Lebens liegt hinter uns, nie leicht, doch immer spannend, oft einfach atemberaubend und jede verdammte Anstrengung wert. Mit viel Ehrfurcht sagen wir Danke, für die Möglichkeit: Abenteuer Travel & Work. Die Unterstützung von zu Haus und dass, das Leben so gut zu uns war. Es wird nun Zeit sich neuen Herausforderungen zu stellen und die Zukunft in die Hand zu nehmen! Wir freuen uns auf das was kommt und blicken nach vorn!

Applaus, Verbeugung, der Vorhang fällt.

Friedel & André

Die Westküste liegt vor uns, die Sonne brennt auf den Asphalt, der unendlich weit gerade aus zu führen scheint, entlang der rauen Felsküste Westaustraliens. Karen übernimmt die Navigation und leitet Jan und mich, zielsicher zu den Sehenswürdigkeiten in der doch recht eintönigen Landschaft, um unser Orientierungsdefizit auszugleichen. Einsame Buchten zu unserer Linken, weiße Sanddünen zu unserer Rechten und hier und da ein Rivercanyon, der den sonst ausgedorrten Westen mit etwas Wasser versorgt und flammende Sonnenuntergänge Abend für Abend, die mich wirklich immer wieder faszinieren. Doch ständig unter dem Druck einen Job zu finden, was die Freude darüber doch allzu oft bremst. Für einen genauen Einblick in unseren Tagesablauf, möchte auch ich einen äußerst amüsanten Ausschnitt aus Jans digitalem Reisetagebuch zurückgreifen :“Der Tag beginnt meistens mit einem Instantkaffee, mittlerweile hat man sich ja an das Zeug gewöhnt, und versucht den ekelhaften Geschmack mit Milch auszugleichen. Danach geht’s eigentlich auch schon los, nach einem kurzen Blick auf die Karte, der trockenen Aussage, das die nächste Abzweigung nach ca 150km kommt und einem kurzen Stopp bei unserem Freund der Tankstelle, die mal wieder 1,75$ für den Liter „unleaded“ will (man erinnert sich dunkel an Zeiten in Melbourne wo der Sprit noch 1,30$ gekostet ha)t.

Das Bild das sich daraufhin auf dem Highway (Highway muss man sich hier wie ne Landstraße in Deutschland vorstellen, die immer geradeaus geht) unweigerlich in die Augen brennt, sieht folgendermaßen aus:

Links vom Highway, Büsche soweit das Auge reicht, die alle nicht höher sind als einen Meter, dann dieser pfeilgerade graue Strich, der sich Straße schimpft, und rechts daneben spiegelt sich das Bild von der linken Seite. Ein Baum oder ein Straßenschild sind dann schonmal ein Highlight! Darüber erstreckt sich der blaueste Himmel den man je gesehen hat, was allerdings nach spätestens 50km zur Normalität geworden ist! Leider!

Spätestens jetzt schweifen meine Gedanken ab. Das Bild, der Kilometerzähler und ich.

…53,54,55… immer noch blauer Himmel! Dann das erste Highlight des Tages: ein Termitenhügel von sagenhaften 2 Metern türmt sich neben der Straße auf! Im Vorbeifahren denke ich flüchtig darüber nach anzuhalten, umzudrehen und ein Foto zu machen, als mir auffällt, das die Gegend hier voll davon ist. Ich beschließe das ganze auf die nächste Pinkelpause zu verschieben.

….122,123,124,…

Ein dumpfer Klang reißt mich aus meinen Gedanken und ich erblicke die Unmengen von Heuschreckenleichen, die sich auf Windschutzsscheibe und Schutzgitter sammeln. Ich blicke hinüber zu meiner Beifahrerin, die  interssiert das Gemetzel an der Fahrzeugfront mitverfolgt. Ich durchbreche das Schweigen und frage nach ihrer Dringlichkeit für eine Toilette. Mit der Antwort „Nein, noch nicht“ ist das Gespräch dann auch schon wieder vorbei und ich versinke wieder in meine Gedankenwelt.

…151,152,153…

Die Ruf meiner Beifahrerin reißt mich aus meinen Gedanken, “da müssen wir abbiegen“! Beherzt versuche ich die 120km/h die ich mittlerweile drauf habe, innerhalb von 200m abzubremsen und schaffe es schließlich auch. Puh! Nächster Halt ist dann in 230km!:(

Mittlerweile meldet sich meine Blase und leider auch mein Darm, die beide ankündigen das sie genau JETZT eine Toilette brauchen. Das Blasenproblem ließe sich sicher auch am nächsten Busch erledigen, wenn da nicht diese Milliarden von Fliegen wären, die sich in Western Australia überall befinden, wo keine befestigte Siedlung ist. Diese machen es einem unmöglich am Highwayrand seine Notdurft zu verrichten. Ich frage meine Beifahrerin wie weit es denn zur nächsten Tankstelle/Roadhouse ist.

Die Antwort „nur noch 130km“ lässt mich innerlich noch mehr leiden. Ich versuche mein schmerzerfülltes Gesicht nicht zu zeigen und zähle weiter fleißig Kilometer und Heuschrecken. Der Sound im Auto ist mittlerweile auf Lily Allen umgeschwenkt, die von „I spent ages giving head!“ singt.

Endlich, nach einer guten Stunde eiserner Selbstkontrolle ist das Roadhouse in Sicht. Ich befahre den Parkplatz mit sicher mehr als der empfohlenen Geschwindigkeit und ziehe die Handbremse noch im Fahren (mittlerweile hat sich mein anfängliches Problem zu einer quasi Katastrophe entwickelt).

Abschnallen und Tür öffnen geschieht in einem Handgriff, jedoch wir d der Versuch aus dem Auto zu steigen, von der Tatsache zerstört, das sich mein TShirt mit dem Fahrersitz und Schweiß  vereinigt hat. Ein kurzer Blick auf die die Fahrzeugfront offenbart mir stolze 19 Heuschrecken.

Die Toilette im Roadhouse erweist sich wie immer den Ansprüchen des Deutschen als nicht ausreichend, mal ehrlich, ne Tür zum Abschließen ist doch nicht zuviel verlangt.

Mittlerweile ist es Mittag und wir beschließen noch einen Happen zu essen. Der stolze Hamburgerpreis von 15$ hinterlässt einen bitteren Beigeschmack, und wieder einmal frage ich mich „Was mache ich hier eigentlich?“

Der Rest des Tages verläuft wie gewohnt mit der Suche nach der Bleibe für die Nacht, die wie allzu oft aus Highwayparkplätzen besteht, wo das Wort Klo und fließend Wasser noch ein Fremdwort ist! Da ist der Caravan Park für stolze 42$ die Nacht schon Luxus den man sich einmal alle 3-4 Tage gönnt!“. 

So verstreicht eine Woche, noch immer joblos und nun mehr als 700km von Perth entfernt, ist mein Glas langsam halb leer, als ich wie jeden Tag bei unserem Toilettenstop im dazugehörigen Roadhouse mein Arbeitsgesuch dem recht merkwürdig dreinschauenden Manager gequält charmant näher bringe. Da kommt die Zusage wie aus heiterem Himmel, hier im Overlander Roadhouse kann ich in 2 Tagen anfangen, endlich, danke Osterhase!

So begleite ich Karen und Jan noch nach Denham und Monkey Mia in Shark Bay, endlich etwas entspannen, planschen mit den – naja so gut wie wilden Delphinen im Resort in Monkey Mia genießen, toll. Gut, über die erste Vorfreude hinweg kommen nun die Bedenken und meine Fantasie beschert mir zwei schlaflose Nächte, ein Roadhouse im Nirgendwo, das einzige Gebäude im Umkreis von 150km, umringt von verdorrtem Buschland, mit viel Platz um meinen organberaubten Körper verschwinden zu lassen oder an die Fliegen zu verfüttern, da ist auch schon wieder das Bild der Vermisstenanzeige, welches dort tatsächlich an der Kasse hängt in meinem Kopf, ok jetzt tief durchatmen Andre, 1… 2… 3… , uff. Aber nein, das zieh ich jetzt durch, mit Karen und Jan noch schnell einen Notfallplan ausgetüftelt, beginne ich an einem Dienstag meinen Job, 6 Wochen, das kann man schaffen, hoffentlich.

Das Roadhouse selbst ist eine Tankstelle mit Shop und unendlich viel geschmacklosen Nippes, wie Overlander Schneekugeln oder Nagelknipser mit Overlander Logo. Dazu gehört ein Restaurant, das alle frittierten Fast Food Gelüste zu befriedigen weiß. Sowie 12 Zimmer, von der fensterlosen Grotte bis zum En-Suite Room, alles verteilt auf eine quadratische Fläche mit großem Innenhof und das ganze natürlich im äußerst anspruchsvollen Baucontainer Stil. Ich bewohne hier ein eigenes Zimmer von 9qm mit Doppelbett (ja, Luxus im Vergleich zu den letzten Monaten) und darf einen Fernseher, Schrank, Tisch und Stuhl mein eigen nennen. Wie schön.

Bereits 2h nach meiner Ankunft und dem verzweifelten Versuch die Spuren meines Vorgängers aus meinem neuen Heim zu beseitigen, werde ich auch schon zur Arbeit gerufen.
Ich bin hier der neue Cleaner und so ziemlich das „Mädchen für alles“ wenn es um Drecksarbeit geht. Mein normaler Arbeitstag beginnt um 9 Uhr morgens, Toiletten schrubben, Housekeeping, Wäsche waschen, noch mehr Schrubben und mobben, normalerweise bis 12 Uhr mittags. Weiter gehts dann um 4, natürlich mit den Toiletten, über Mülltonnen entleeren und Driveway Fegen, hin zum Auffüllen der Getränkekühlschränke und der Erkenntnis das ein Drink ganze 10 verschiedene Geschmackssorten haben kann und dem Fegen und Mobben des gesamten Roadhouses, zum Schluss statte ich natürlich nochmal meinen neuen besten Freund der Toilette einen Besuch ab. Im Idealfall dauert das ganze bis 9 Uhr abends was natürlich selten der Fall ist. Dabei versuche ich nicht nur den neuen Schmutz zu beseitigen, sondern auch jenen den mein Vorgänger wohl 4 Monate lang ignoriert zu haben scheint, desaströs beschreibt den allgemeinen Zustand des Overlanders wohl am besten. Was am Anfang für lange Arbeitstage sorgt um eine annehmbaren Grundreinheitsgrad zu schaffen, erfreut meinen Chef allerdings weniger. Und so gibt es etliche Diskussionen über die Art und Weise wie Tätigkeiten ausgeführt werden sollten, als auch den Versuch mich über Sauberkeit und Gründlichkeit aufzuklären, was absolut lächerlich ist, und mich wirklich auf die (Wut)Probe stellt.

Für moralische Unterstützung und mein leibliches Wohl sorgen sich jedoch meine Kolleginnen Paddy, die Kiwi-Köchin und Ray die gute Seele des Overlandes, beide mehr Mutterersatz als alles andere versuchen sie mir Russel, meinen Boss vom Hals zu halten. Was besonders gut funktioniert als meine Zimmernachbarin Vicki-Köchin Nr. 2, eine Woche nach mir ankommt, und Russel in ihr ein neues Terroropfer findet, das arme Ding. 

Neben den anfänglichen Schwierigkeiten, gibt es leider noch ein weitaus schwerwiegenderes Problem. Flug- und Krabbelviehzeugs, überall, von Sonnenauf- bis untergang. So ist es mir leider nicht möglich einfach mein Zimmer zu verlassen und zu einem Restroom auf der anderen Seite des Innenhofes zu gehen, ohne wie wild mit den Armen zu fuchteln, im Kampf gegen die wirklich mindestens 20 Schmeißfliegen, welche sich sofort auf einen stürzen sobald man einen geschlossen Raum verlässt und die es aber auch nicht interessiert das man fuchtelt. Verschlimmert wird das ganze noch von einer Heuschreckeninvasion und Riesenkakerlaken, wenigstens nicht drinnen aber draußen überall in meinem Weg, HÖLLE.
Es ist wirklich so schlimm das ich zum ersten Mal mein Fliegennetz rausholen muss und ich nun neben meiner Schrubberuniform auch noch einen schwarzen Schleier auf dem Kopf habe, wunderbar …

Und wenn ich mal nicht arbeite, dann spendet mir mein Fernseher mit ganzen 3 Sendern so wunderbare Wärme und viel, viel schlechte Werbung im 2 Minuten Takt, oder ich mache einen Spaziergang der mich fassungslos und schockiert zurückehren lässt, denn hinter dem Stacheldrahtzaun am Ende des Geländes versteckt sich eine illegale Mülldeponie im Buschland welche durch Wind und gelegentlichen Regen den Dreck überall verteilt, das passiert also wenn niemand hinsieht, einfach nur grauenvoll!

So verfliegen die ersten 4 Wochen. Inzwischen bin ich auch Profi an der Kasse und bediene fleißig Kunden, die vorallem am Wochende wie die Heuschreckenschwärme draußen über den Shop drinnen herfallen, da wir das einzige Roadhouse weit und breit sind das 18h/tägl. geöffnet hat und neben einem Restaurant mit Sitzmöglichkeiten auch den Luxus von Handyempfang ermöglicht, natürlich nicht mit meinem Anbieter, wäre ja auch zu schön gewesen. Interessant zu beobachten, die Umgangsweise mit den heutigen Neuzeit-Cowboys, die Pferd gegen Truck getauscht haben, und alle Annehmlichkeiten, wie eine heiße Dusche und literweise schwarzes Gold gratis genießen und dafür einem den ein oder anderen Gefallen tun und wohl die neuen Helden im wilden Westen sind, so so. 

Mein Highlight die wenigen Telefonate mit Friedel in Northampton und Berichte aus ihrem dortigen Beach-Bar-Leben, welche mich meine Isolation kurz vergessen lassen. Dann der Wechsel, nachdem ich meine Abreisepläne in 2 Wochen anklingen lasse, kommt auch prompt neuer Backpacker Nachschub. Jan, 21, deutsch und so gar nicht auf meiner Wellenlänge. Naja, immerhin heißt das für mich, ich werde permanent an die Kasse befördert und habe jetzt einen Cleaner-Lehrling, vom Klo zur Kasse, in der Tat ein wahrer Fortschritt, ich freue mich. Meine Abreise rückt langsam näher und ich muss sagen, ich mag es hier sehr, meine 3 neuen Ersatzmütter haben sich ganz fabelhaft um mich gekümmert, wir haben viel gelacht und rumgeblödelt, erfolgreich die Küche in Brand gesteckt, als der Chef nicht da war und die ein oder andere Applecider-Nacht verbracht. Auch wenn ich keine Karriere im Roadhouse Gewerbe ansteuern werde, war die Arbeit, abgesehen von täglichen Wewechen, Hornhaut vom Mobben und ständigen Verbrennung an Armen und Händen an der Auslage, so wie der Atemwege von den ganzen Putzmitteln, wirklich ok. Ich, Mr. Sparkle verlasse nach einem Abschiedsdinner am Mittwoch Morgen, nach 6 Wochen und JEDEN Tag davon gearbeitet, kostenfrei (Vitamin B sei Dank) mit der berühmten roten Buslinie das Overlander Roadhouse, Richtung Friedelchen, Richtung Perth, raus aus der absoluten Isolation, zurück ins Leben, lasse alle Geldnöte hinter mir, entschließe mich nun offiziell Tourist zu sein und freue mich wahnsinnig auf die letzten verbleibenden Tage in Sydney.

Zu allererst, unser wahrscheinlich schon lang totgeglaubter Blog erfreut sich nun endlich eines revitalisierten Daseins. Wir skippen unsere Abenteuer in Neuseeland, vom Sturm auf Gletscher und Vulkane, Erkundung fantastischer Landschaften und dem Eintauchen in ein paar vibrierende Städte und erobern mit dem geschriebenen Worte nun West Australien.

Neuseeland liegt hinter uns, 6411km  haben wir mit unserem Ben zurückgelegt und am 14. April besteigen wir die Kabine unseres Fliegers von Auckland nach Sydney. Nach einem – und dies wirklich zum ersten mal seit Beginn unserer Reise grauenvollen, angsteinflößenden Flugerlebnis, mit umherfliegenden Gegenständen und konstanten Turbulenzen, verbringen wir schweißgebadet die Nacht auf dem Flughafen. Direkt neben den Schiebetüren der AirPort U-Bahn, die uns mit wunderbar kalter Zugluft versorgt, Friedel hatte ja schließlich schon ganze zwei Wochen keine Bindehautentzündung mehr.

Um 6 Uhr morgens geht es schon in ein weiteres vermeintliches Nahtoderfahrung bescherendes Fluggefährt, welches uns beide Jetsetter aber ohne Komplikationen im 25 Grad wärmeren Perth in West Australien einfliegt. Hier wartet schon die erste Überraschung auf uns und wir treffen am Flughafen Shuttle Bus Richtung City auf Charlotte eine der Französinnen die wir vor 3 Monaten in Tasmanien kennengelernt haben, wirklich unglaublich! Sie bringt uns noch bis zu unserem Hostel, dem OneWorld Backpackers im Stadtteil Northbridge, kurz philosophieren wir  über die mathematische Wahrscheinlichkeit eines solchen Treffens, aber dann heißt es für uns erst einmal gute Nacht, um unser zehrendes Schlafdefizit auszugleichen.

Unser primäres Ziel für die letzten Wochen in Australien ist Geld zu verdienen um nicht abgewrackt und pleite zu Hause einzutrudeln. Wieder einmal gestaltet sich dieses Vorhaben aber äußerst schwierig, naja zumindest für Andre, während Friedel mit allen profitbringenden Attributen von Mutter Natur ausgestattet wurde um in einem männergefluteten Countrypub zu arbeiten und bereits einen Job am zweiten Tag bekommt, ist Andre ununterbrochen damit beschäftigt seine bisherigen Erfahrungen in Australien gewinnbringend anzupreisen. Nix als Frustration ist die Antwort. Als wäre dies noch nicht schlimm genug, fällt Friedel eine folgenschwere Entscheidung: ihr Jobangebot als Barmaid befindet sich 750km landinwärts an der tatsächlichen Grenze zum Outback, in der Minenstadt Laverton. Trennung, das Ende oder der Anfang eines völlig neuen Abenteuers?! 

Uns bleiben noch 4 Tage zusammen in Perth, in denen Andre angestrengt versucht einen Job zu finden, aber es scheinen sich nun alle Backpacker im Westen zu befinden nachdem die Ostküste von einer Naturkatastrophe nach der nächsten getroffen wurde. Ach ja, perfektes Timing, wunderbar.

Doch es gibt einen kleinen Silberstreif am Horizont, Karen und Jan mit denen wir zusammen Kirschen pflückten und Silvester zelebrierten, reisen nun ebenfalls zu Zweit und stoßen zu uns im rauen Westen und leisten moralische Unterstützung, im doch unerwartet schweren Abschiedsprozess. Der Tag ist gekommen, Friedel macht sich auf ins Abenteuer Countrypub. Andre bringt sie natürlich zum Bahnhof und nun wird uns wirklich unweigerlich bewusst welch starkes Band uns mittlerweile verbindet, Abschiedsschmerz, Tränen, die Türen schließen, der Zug rollt davon, wir sind allein, gefangen vom bedrückenden Gefühl der Einsamkeit…

Nachdem wir wohl beide den ersten Tag in völliger Apathie verbringen, holen Karen und Jan, Andre ins Boot, Roadtrip, Campervan, 2000km in den Norden Richtung Broome, das volle Paket, und Andre jederzeit absprungbereit für einen Job auf dem Weg.

Wir sind nun seit zwei Tagen getrennt, dem Trennungsschmerz noch immer unterlegen und Andre mit den anderen noch in Perth, kurz vor Abfahrt für einen Zweitagesabstecher in die Weinregion Magareth River im Südwesten, als Friedel die Notbremse zieht und einen Notfallanruf tätigt. Laverton, nicht der Höllenschlund, aber man kann ihn von dort aus sehen, Isolation in Dummheit und Alkoholexzessen der dortigen Einheimischen ausgesetzt sind ein zu hoher Preis, den Friedel beschließt nicht zu zahlen, sie muss dort weg. Andre leitet den Notfallplan ein, Friedel fliegt aus, der Trip nach Magareth River verkürzt und Friedel, froh wieder von Menschlichkeit umgeben zu sein in Perth eingesammelt. Erneut, Tränen und das Gefühl einander wieder zu haben. So quetschen wir uns zu viert in den 3-Personen Campervan und versuchen eine Lösung für das 3-Personen Problem zu finden. Nach Abwegen von Pro und Contra, treffen Karen und Jan, schließlich die Entscheidung, Sicherheit geht vor, sie haben Recht, und wieder stehen wir vor der Trennungsproblematik, es ist wirklich ein einziges auf und ab, Gefühlsachterbahn non-stop. Diesmal ist es Friedel die in Perth zurückbleibt.

So sitzt Andre nun im Van gen Norden, und Friedel vorerst fest in Perth, wir wissen beide nicht was auf uns zukommen soll. Die Zukunft, ungewiss.

Die Catlins, dessen Namen wir uns leider nicht herleiten können, bietet uns ein volles Programm und wie immer gewundene steile Straßen, diesmal an bewaldeten Berghängen entlang. Leider müssen wir langsam feststellen das unser guter Ben eine richtiger Benzinfresser ist und uns mit vollem Tank ganze 400km weit bringen würde, was für uns bedeutet, die Maschinen zu drosseln und mit gemütlichen 80-Rentner-km/h durch die Gegend zu tuckern, oh Freude. Von 150m breiten und 50m tiefen Löchern, die 200m von der Küste entfernt sind und in die trotzdem die Brandung hineinrauscht, bis zu im Wald versteckten Wasserfällen, und dem offiziellen südlichsten Punkt des Landes, der Slopepoint, welcher uns noch einmal verdeutlicht das uns nur ?km von der Antarktis trennen und uns über 20 000km von zu Haus, nehmen wir hier alles mit und bezahlen den Preis eines ständigen unmenschlich steilen Anlaufweges, keuch. Auch die uns nun erwartenden Cathedral Caves bilden da keine Ausnahme, und nachdem wir um einen 5$ Wegezoll erleichtert wurden, geht es auch hier durch dichten Wald steil zu einem goldenen hunderte Meter breiten (der Ebbe sei Dank) Strand hinab. Links neben uns türmen sich riesige Gesteinsformationen auf. Nachdem wir es geschafft haben alle anderen Tourischaren zu überholen, nähern wir uns als Erste den Felsen und erspähen mit aufgerissen Augen was hinter der Kurve liegt. Wie es der Name sagt, eröffnet sich vor uns ein unglaublich beeindruckender Eingang zu einer finsteren Höhle mit dem eines Kirchenschiffs zu vergleichen, welcher nur 2h vor und 2h nach Ebbe zugänglich ist. Von der 20m hohen Felsdecke tröpfelt ein Wasservorhang herab, es wird kälter, der Geruch der Feuchtigkeit intensiver und die Höhle dunkler, Finsternis, unsere Taschenlampen liegen gut verstaut im Auto, mmmhhh. Doch da durchbricht auch schon Licht die Dunkelheit, es gibt tatsächlich einen zweiten Eingang, so sieht also das berühmte Licht am Ende des Tunnels aus. Ein besonderer Moment! Wieder in den Entdeckermodus geschalten, folgen wir im Gegensatz zu allen anderen der Küstenlinie, versuchen dabei die Wellen der langsam wieder einsetzenden Flut zu überlisten, was uns natürlich (nicht) gelingt und entdecken eine Höhle nach der anderen. Bis hier wagen sich heute wohl bloß wir vor, was doch wirklich sehr angenehm ist. Zum Schluss glauben wir noch die Blaue Lagune gefunden zu haben, als ein Wasserfall umringt von Höhlen, oben vom Ende der Klippen mitten auf den Sandstrand prasselt, abgefahren.

Abgerundet werden diese Highlights von 2 tollen Hostels dem Farmstay Backpackers am Slopepoint und der Sutra Lodge nahe den Caves mit direktem Strandzugang und „eigenen“ Seelöwen, sowie einem weiteren „Wir wurden aus unserem Zimmer ausgesperrt, nicht schon wieder – Erlebnis“. Die Catlins, wirklich eine Reise wert!

Bereits bei unserer Ankunft in Dunedin, dem Tor zur Otago Peninsula und Heimat tausender Studenten, müssen wir uns mit dessen schrecklichem Schicksal konfrontiert sehen. Dunedin ist das London des Südens, wenn hier die Sonne scheint, kommt das einem Lottogewinn gleich, dementsprechend ist der tägliche Regen und die Temperatur um 15 Grad, unschön. Etwas außerhalb des Zentrums, entschließen wir uns daraufhin, um mit unserem Zelt ein Land unter zu vermeiden, ein Hostel zu nehmen. Ausgebucht! Naja, fast, alles was man uns noch anbieten kann ist ein Doppelzimmer und die Kostenfrage gerade so herauspressend, ist die Antwort von 25$ pro Person, doch angenehm überraschend und wir schlagen zu. Für die nächsten Tage, teilen wir jetzt auch noch symbolisch wie ein altes Ehepaar Bett und Decke, welche Andre aber aus Sydneyzeiten gelernt hat zu beschützen!

Erste Sehenswürdigkeit: Cadbury Schokoladenfabrik, Friedels Augen strahlen und funkeln. So besuchen wir eine geführte Tour in das Land der Umpa Lumpa’s und Graf Schokula’s, in der sich mitten in der Stadt gelegenen, über 120 Jahre alten Manufaktur. Schon die kleinen Männchen, draußen im Schaufenster, die uns melkend an einem Pappmasché Euter verdeutlichen wo die köstlich sahnige Milch herkommt und der 5m hohe glitzernde Berg aus goldener Krokant Verpackung, im Eingangsbereich, erfreuen auch Andre über alle Maßen.

Nach kurzem Einleitungsvideo in die schokocremige Welt, werden wir noch schnell mit einem Haarnetz entstellt (vor dem Bartnetz, ja, so etwas gibt es auch, konnten wir uns beide Gott sei Dank, drücken) und lernen nun alles über den Traum in Braun und seine hiesige Verarbeitung, bevor es für uns zum 1. Höhepunkt kommt: Verkostung, von flüssiger, warmer Vollmichschokolade, lääger! Mit vollem Mund ordern wir gleich noch eine 2. Portion, ä Draum. Aber nun, Schokofreunde aufgepasst, wir verlassen die Produktionshallen und begeben uns auf das Dach um Zugang zu einem turmförmigen Silo zu bekommen, die Tür öffnet sich, wir treten ein, die Luft ist erfüllt von Schokoladenduft, da ergießt sich vor uns auch schon ein Wasserfall aus flüssiger Sckokolade, 1 Tonne Hüftspeckgenuss, 15m in die Tiefe, einfach so, ohne Grund, wie unser Umpa Lumpa Tourguide gesteht. Du liebe Güte, Friedel kurz bewusstlos, auf Grund dieses unvorstellbaren Ereignisses, jetzt können wir wirklich behaupten alles einmal gesehen zu haben 😉 Die Führung wird abgehakt, als voller Genuss.

Nachdem wir im hübsch anzuschauenden Dunedin, welches auch richtige Stadtatmossphäre zu versprühen vermag, alles an kostenlosen Aktivitäten, wie Gallerien mit spannender zeitgenössischer Kunst und einem super interaktiven Museum, dass uns die Folgen des Rauchens im eigenen Gesicht verdeutlicht, abgegrast haben, fahren wir auf die Ottago Peninsula (Halbinsel), die direkt an die Stadt angegrenzt. Der übliche morgenliche Regen scheint tatsächlich aufzuhören und wir können die Sonne nach 3 Tagen wieder sehen, als wir mit dem Auto auf der gewundenen Straße, am Meer entlang brausen. Unter anderem ist die Halbinsel mit ihren grünen weichen Hügeln für ihre malerischen Inlets (große geschwungene Bucht) und Strände bekannt. Da taucht auch schon das erste Track-Schild Richtung Strand am Straßenrand auf. Natürlich halten wir und machen uns mit unseren Stoffschühchen auf, was wir nach den ersten 10 min schon bereuen sollen. Der Weg bergab durch hohes Gras an der Kante eines Bergs entlang mit Blick auf eine große Herde von Wollknäueln, ist vom anhaltenden Regen doch ziemlich aufgeweicht und da platscht Andre auch schon in eine Schlammpfütze rein, es mussten ja auch unbedingt weiße Schuhe sein, bekommt er jetzt von Friedel zu hören. Andre:“So, und die Böschung hinunter gestoßen!“ Aber wie gut das 100m weiter auch noch auf Sie eine Pfütze wartet. 45min laufen wir den steilen Pfad nach unten um dann an einem Schild kurz vorm Ziel mit der Aufschrift, „… gesperrt während Brutzeit!“ gegenüber zu stehen. Räusper, gut, der Weg an sich war ja auch ganz schön … Und nun wieder 1h steil nach oben, sehr steil. Durchgeschwitzt und ausgepowert mit letzter Kraft ins Auto. Luft, weiter, über die Hügel und die ein oder andere Schotterpiste, den Blick von oben auf eins der Inlets genießend in Kombination mit dem in der Ferne liegenden Pazifik, stoppen wir am nächsten Schild: Chasm. Die Akkus ein wenig aufgeladen klettern wir auch schon über den Zaun der Schafsweide und tappeln bergab Richtung Steilküste, schon besser, weniger anstrengend und das Ziel einem riesigen Loch im Boden, dem Schoße einer Frau ähnlich, was früher eine durch Winde und Gezeiten ausgespülte Höhle an den Klippen war ist irgendwann eingestürzt und nun kann man das feuchte Nass quasi durch die ehemalige Decke bewundern, sehr interessant!

Neben tollen Buchten, beherbergt die Halbinsel auch Seelöwen und die seltenen Gelbaugenpinguine, so fahren wir zum Strand, toben durch die überaus üppige und hohe Dünenlandschaft, bis hinunter zum Wasser, tosenden Wellen rollen auf den breiten weißen Sandstrand zu, welcher zu beiden Seiten von Felsen der Steilküste geschlossen wird. Auf unserem Weg zum nördlichen Ende begegnen wir wahrlich großen SeeLÖWEN und haben sogar die Chance ein Pärchen beim Knuddeln zu beobachten, das ist so niedlich, wenn sie nur nicht so stinken würden 😉 Wenig später werden wir von einer freiwilligen Helferin, die hier über den Strand patrouilliert in eine Observierungshütte gescheucht und verharren hier, voller Vorfreude auf unsere Pinguinfreunde, bis, ja bis einsetzender fieser Nieselregen (fein aber konstant) uns ohne Pinguine zum umkehren zwingt, ärgerlich. Doch da geschieht es, am anderen Ende sitzt jetzt die Helferin mit einem Fernglas und winkt uns hektisch heran. Gelbaugenpinguine! Gerade damit beschäftigt sich den steilen sandigen Weg der Dünen hochzukämpfen können wir sie beobachten. Ca. 60cm hoch und mit einem dynamischen gelben Rennstreifen über den Augen präsentieren sie sich uns, super fetzig, da hat sich das Warten doch gelohnt!

Unser ursprünglicher Plan zu zelten wird dabei durch anhaltendem Niesel durchkreuzt und so geht es doch nochmal zu einer eher improvisierten Nacht ins Hostel zurück, bevor wir die 25km lange Serpentinstraße ein zweites mal bezwingen, um Friedels Drang einen Königsalbatross zu sehen, zu fotografieren und in kleine Tupperschüsseln abzupacken, da ist sich Andre nicht ganz sicher, zu befriedigen. So stehen wir im Niesel von gestern Abend, auf dem Parkplatz der hier befindlichen Aufzuchtsstation um den Eintrittspreis von 30$ zu umgehen und hoffen darauf das einfach mal einer vorbeikommt. Nachdem wir haufenweise kleine Kaninchen hier an den Hängen des Berges gesehen haben und mehrere Male Riesenmöwen mit einem Albatross verwechselt haben, muss sich auch Friedel eingestehen das es heut wohl leider nichts wird. Auch hier wissen wir die Zeit des Albatross Erspähens wird noch kommen, bestimmt sogar 🙂

Oamaru verlassen, zieht es uns weiter Richtung Süden, am Meer entlang und zum ersten Mal bekommen wir eine Ahnung von der Kraft und der Schönheit der Küste. Um dem Rauschen des Wasser näher zu sein und bei herunter gelassenen Scheiben die Luft der See in den Haaren zu spüren, verlassen wir den Highway und entscheiden uns für die etwas längere Landstraße. Sie verläuft direkt oberhalb, der von hohen, tosenden Wellen geformten Sandküste und sanft geschwungenen grünen Hügeln, die Sonne wird von einem feinen weißen Nebel der Brandung gedämpft, und Einatmen, Entspannung, traumhaft. Mehrmals stoppen wir einfach und setzen uns am Strand auf altes herangespültes Treibholz, schweigen und genießen den Moment, Ausatmen, aaaaahhhh …

So führt uns die Strecke zu den Moeraki Bouldern. Nach dem Prinzip der Perle werden Partikel in einem Zeitraum von über 4 Millionen Jahren von Ablagerungen umschlossen und wachsen zu einer steinernen Kugel von bis zu 2m Durchmesser heran, bis sie irgendwann vom Meer preisgegeben werden. Zeit und Dasein verliert hier wirklich jede Bedeutung, faszinierend.

Natürlich und mit tatsächlich hundert anderen Touristen, lassen wir uns am feinen Sandstrand davon begeistern und blenden die anderen so gut es geht einfach aus, auch wenn der pummelige Lockenkopf zum millionsten Mal ins Bild springt, einatmen, ausatmen und abregen, besser. Allmählich müssen wir uns wohl daran gewöhnen, nicht mehr die einzigen Verrückten zu sein, ja eine schmerzliche Erfahrung 😉

Mr. Ben, weiter nach Dunedin, bitte.

Mit Mt. Cook im Rückspiegel und den Wolken obendrein, brechen wir auf Richtung Ostküste. Es scheint tatsächlich ein sonniger Tag zu werden, wie wunderbar und das Bergland noch nicht ganz verlassen, sehen wir sie, echte Berge, bis zur Spitze und von den Sedimenten der Gletscher milchig verfärbte Seen zu deren Füßen, umringt von grünen Tälern, gesprenkelt mit Felsen und Schafen, das muss es sein, eine sogenannte Scenic Route, sehr schön. So gleiten wir die geschwungenen Straßen, an den Kanten der großen Seen entlang, bis die Luft wieder salziger wird, zurück am Pazifischen Ozean. Ein Schild mit der Aufschrift Oamaru signalisiert uns, Tagesziel erreicht.

Willkommen in der Stadt der Pinguine, so beschreibt es uns der Reiseführer. Nach ein paar Nächten im Zelt, gönnen wir uns hier ein Hostel, welches früher einmal als Hotel fungierte. Oamaru ist neben seinen Pinguinen auch für seine wunderschönen Kalksteingebaeude bekannt, ein Hauch von zu Hause kommt auf. Nachdem wir uns einen kurzen Überblick verschafft haben, und Andre, Friedel davon überzeugen konnte, sich nicht in das heut im botanischen Garten stattfindende Food-Festival statt fuer 20$ lieber rein zu stehlen, das uns mit angenehmer Live-Musik lockte. Fahren wir am frühen Abend zum Strand um die dort angepriesene Pinguinkolonie zu bestaunen. Da sind wir aber nicht die Einzigen und es erwarten uns unzählige vor uns parkende Autos und dementsprechend viele Leute oberhalb des Strandes, auf den Klippen an der Aussichtsplattform. Wir sind uns einig, wenn wir Pinguine wären, würden wir hier auch nicht auftauchen. Doch statt der kleinen Vögel geben sich hier eine Scharr Seelöwen die Ehre, super cool, auch wenn man sie von so weit oben schonmal mit einem großen Stück Holz verwechseln kann.

Barrieren haben uns ja noch nie abgeschreckt und so entdecken wir der Neugier sei dank und unserem Entdeckerinstinkt folgend, einen kleinen Trampelpfad hinter der Aussichtsplattform. An den Klippen entlang, ja das ist schon etwas riskant, aber falls wir abstürzen wird es schon klappen einen Seelöwen als Rettungsring zu missbrauchen. So erspähen wir hier abseits der Menschenmassen ein paar mehr Exemplare, einer hat es uns dabei besonders angetan und scheint regelrecht auf dem kleinen Felsvorsprung in der Brandung für uns zu posieren. Ja ganz prima machst du das, du feiner pelziger Kerl. Schönchen.

Es soll wohl noch einen weiteren Spot im alten Hafen der Stadt geben, an dem wir unser Verlangen nach den kleinen watschelnden Vögeln befriedigen können, bei Nieselregen und in Finsternis machen wir uns noch einmal auf. Naja und auch das ist wohl längst kein Geheimtipp mehr und so warten auch hier wieder dutzende Leute mit Stativen und ihren super Spiegel-Reflexkameras bewaffnet. Da traut man sich kaum seine Knipse auszupacken. Aber dann, tatsächlich, ein erster kleiner Zwergpinguin vor einem kleinen Busch direkt am Hafenbecken. Oh mein Gott, das ist ja so niedlich, wir schmelzen sofort dahin. Obwohl sie doch sehr klein und schlank sind und weniger torpedoähnlich als erwartet, hocken wir uns geduldig an die alte Bootsrampe. Da wird auch schon der nächste kleine Schnuffel von einer Welle angespült, huch und auch gleich wieder weg, süüüß. Nach 2 weiteren An- und Wegspülversuchen, es ist so drollig, schafft er es mit dem Ausbreiten seiner Stummelflügelchen zu stehen, ach kleiner Freund, das hat die Welt noch nicht gesehen.

Den Kopf nach vorn und den Hintern raus, kurz umgeschaut und die Rampe hoch gewatschelt, unsere Augen funkeln, wie sein nasses Federkleidchen. Oben angekommen, schaut er sich noch einmal um und dann zischt er direkt an uns vorbei, über den Schotter mit seinen eigentlich viel zu kurzen Füßen und verschwindet im Schatten eines alten Holzbalkens. Das ist nun wirklich zu viel und wir prusten los, Tränen, es ist wirklich zu köstlich, bis wir uns beruhigt haben und alle andere Pinguine erfolgreich verscheucht, was uns natürlich sehr leid für die anderen Leute tut, aber das war einfach zu viel. Zwergpinguine ihr seit so cool, herrlich! Was für ein artenreicher, amüsanter Tag!

Die Adapter-Kassette ins Radio (Kassette: vorsintflutliches Tonbandabspielgerät, zum Hören von Musik und gesprochenem Wort, aus längst vergangener Zeit), IPod angestöpselt, Regler hoch und dem Ruf der Straße folgen. Erstes Ziel: Mt. Cook, mit stolzen 3755m der höchste Berg des Landes und wohl auch der Geschichtsträchtigste. Für Friedel anziehend wie das Licht für die Motte, für Andre, ein sehr hoher Berg und auf gar keinen Fall besteigbar, wenn man sich die durch ihn verursachte Todeszahl von über 200 in den Kopf ruft! So führt uns der Highway 1 raus ins weite, flache Weideland. Stundenlang, einfach nichts, unspektakuläres Grün, na gut, das wird bestimmt noch. Leider nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit und so fällt unser erster Übernachtungsstopp auf den super, deluxe Campingplatz in Fairlie, einem Pünktchen auf der Landkarte. Induktionsherd und tadellose Stellplätze, geben uns hier einen ersten Eindruck in die hiesige Übernachtungskultur, nicht schlecht! Am frühen Morgen (oh die Rezeption hat also noch zu, zu dumm…) brechen wir auch schon wieder auf und im Regen erreichen wir den türkisfarbenen Lake Tekapo, mit einer bezaubernden kleinen Kapelle im Vordergrund, ein super Postkartenmotiv. Welches angeblich umringt von sanften Hügeln sein soll, aber in Regen und Wolken fast ungesehen bleibt. Hmm. Nach einem Käffchen und Müsli-Frühstück aus unserer voll ausgestatteten Kofferraum-Küche, lässt der Regen nach und die Sonne kämpft sich einigermaßen erfolgreich durch. Der nächstbeste Berg muss her, um ein, so scheint es, längst vergessenes Ritual zu begehen. Wandern. Und Hallo Mt. John. In unsere leicht verstaubten Wanderschuhe hineingeschlüpft und nach einer Stunde bergauf, die den Puls bis unter die Schädeldecke treibt und den Schweiß raus, haben wir es von den gewundenen Wegen im Nadelwald, auf die karge Landschaft des Gipfels geschafft. Nun, über den Wolken, stehen wir vor einer der besten Sternwarten der südlichen Hemisphäre, welche unsere Ankunft wohl schon vor Jahren geahnt haben muss, und mit einem rundum verglasten Panorama-Café und einem ersten beeindruckenden Blick auf die umliegende Berglandschaft aufwartet. Ein echter Kaffee auf der Spitze eines Berges, herrlich. Ja, ja, ja, es lässt sich wohl nicht mehr ignorieren, das wir ein kleines Koffeinproblem haben, aber wir haben uns schon fest vorgenommen, zurück in Deutschland, Treffen der AK (Anonyme Kaffeeholiker) zu besuchen, versprochen 😉 Wieder auf dem Boden der Tatsachen, verschlägt es uns 30 Autominuten weiter und Mt. Cook näher kommend, an den Lake Pukaki, dessen Gewässer noch größer und blauer und einen perfekten, atemberaubenden, leuchtenden Spiegel für diesen beeindruckenden Berg bilden könnten, wäre da nicht das alte Problem. Regen. Wolken. Nichts, gar nichts ist zu sehen! Man kann nicht einmal erahnen das hinter dem See tatsächlich Berge sein sollen. Unsere Laune sinkt, mit dem Steigen des Niederschlagsbarometers und auch der Wetterbericht für die nächsten Tage verspricht keine Abwechslung. Bitte, wenn der Berg nicht zu uns kommt, dann wir eben zum Berg. Also in den Drive Modus geschaltet, gewendet, dramatisches Reifenquietschen, verbrannter Gummi und Richtung Gebirge, wir kommen!

Unzählige Kurven liegen vor uns, die Steigung nimmt zu und langsam baut sich vor uns eine gewaltige Wand aus Stein und Geröll auf, die Vegetation wird flacher und eine erste viele Meter lange Brücke über ein breites steiniges Flussbett folgt, die Gewässer des Sees nach nun 50 km, noch immer zu unserer Rechten, wird das Rauschen in den vielen Flüssen die wir überqueren stärker und stärker und da taucht auch schon ein erster Wasserfall auf. Wir kommen näher, wir können es spüren. Wir stoppen auf der langen asphaltierten Straße und in wenigen Kilometern entfernt, reckt sich der Anfang eines riesigen Massivs nach oben, bis weit in die Wolken hinein, nur Gestein 180 Grad um uns herum. Wow! Die Wolkendecke scheint sich zu heben, doch dann stoppt sie und Regen setzt wieder ein. Verdammt. Wir haben es gewagt und nun ist es zu spät vor Einbruch der Dunkelheit noch umzukehren …

Glücklicherweise gibt es hier am Fuße der Berge und am Ende des Sees, welcher in einer gewaltigen Sandbank ausläuft, noch einen Campingplatz, gerettet. Wir stehen noch eine Weile, lauschen der Musik aus den Lautsprechern und genießen den jetzt schon beeindruckenden Anblick. Fehler! Der Motor zündet nicht mehr! Ok, nochmal, nichts! Wie wir jetzt erfahren müssen ist Musik hören, im ausgeschalteten Zustand, nichts mehr für den alten Ben. Wir sind gestrandet, kein Auto weit und breit, langsam wird es dunkel. Das Ende. Nach kurzer Überlegung stellt sich Friedel auf die Straße, die Finsternis rückt näher, Verzweiflung, soll es das schon gewesen sein? Warum! Da durchbricht das Licht von Scheinwerfen die Dämmerung, ein Auto, es hält an. Danke! Und so müssen wir am 3. Tag bereits einen Fremdstart miterleben, das lässt ja auf die bevorstehenden 7 Wochen hoffen. Wir schaffen es noch auf den Campingplatz und drücken die Daumen für einen sonnigen Morgen, aber der Berg hat wohl andere Pläne und präsentiert sich im Morgengrauen, wie am Vortag, nicht. Wir geben es jetzt nach 2 Tagen auf und legen all unsere Hoffnung auf die Westküste, es muss, muss einfach.

Nachdem wir am ersten Tag die Stadt erkundet haben und uns einen groben Überblick verschafft, genießen wir einfach mal unsere freie Zeit, essen Eis, gehen in das niedliche kleine Kino im Art Centre, sehen uns dort in dem 10 Personen Saal, für 13$ einen französischen Krimi mit englischen Untertiteln an, trinken einen Cappucchino, schlendern über den Tagesmarkt auf dem Cathedral Square, essen noch ein Eis, beobachten die Gondeln und ihre -Ieren auf dem kleinen, weidengesäumten Bach der durch das Zentrum verläuft und trinken noch ein warmes Koffeingetränk, bevor wir am Abend noch Bekanntschaft mit dem ein oder anderen Hostelgast machen. Natürlich deutsch, denn wie es uns Down Under schon vorgemacht hat, präsentiert sich auch das Kiwi-Land – und jetzt entschuldigt die Wortwahl, touriverseucht.

Der Mittwoch hält eine weitreichende Entscheidung für uns parat, so schafft es der Hostelbesitzer uns ein Auto für unsere geplante Rundreise, zu einem äußerst günstigen Tagespreis von  25$ zu verschaffen, welches wir in 2 Tagen in Empfang nehmen können, die Freude darüber begießen wir natürlich standardgemäß in den Straßen der City erstmal mit einem, naja gut, mehreren Kaffees 😉 Dann plötzlich verschwindet Andre und lässt die ahnungslose Friedel und Christian, den wir im Hostel kennengelernt haben und welcher uns heute begleitet hat, zurück, denn Großes soll folgen und Vorbereitungen müssen getroffen werden.

17. Februar
Bereits um 6 Uhr morgens stiehlt sich Andre aus dem Zimmer und lässt die Königin des Tages, noch etwas Schönheitsschlaf zu sich nehmen. Mit seinen, aus Kitchenhandzeiten angeeigneten Kochkünsten, brutzelt, schnibbelt und zaubert er nun ein reichhaltiges Frühstück mit frischem Rührei, geröstetem, dunklen Brot, echten Kaffee (und nicht der wohl nie, niemals bekömmliche Instant Mist), Sekt, frischem Obst und einer köstlich anzuschauenden Schokocremetorte, deren bunte Kerzchen eine flammende 24 bilden. Denn heut ist der Tag der Tage, nun auch endlich für die bezauberde, die einzigartige, unsere fantastische Friedel gekommen ihren Jahrestag zu zelebrieren. Die, im Gegensatz zu Andres Erwarten nicht mehr in ihrem Bett liegt, als er dort mit Hütchen und Tröten bewaffnet, welche nun recycelt in Erscheinung treten sollen, steht. Nein, so wechselt schnell der Schauplatz vor die Tür des Badezimmers, welche sich nun langsam öffnet und eine völlig überraschte Friedel kann jetzt endlich die Kerzen ihres Geburtstagskuchen auspusten und einen Wunsch gen Himmel schicken.

Nach ausgiebigem 2 stündigen Frühstück mit Wunschmusik und vielleicht einem Schlückchen Sekt zu viel, entscheidet sich Friedel, die natürlich absolute Entscheidungsfreiheit an diesem Tag genießt, für eine Fotoausstellung der Antarktispioniere Scott und Shakelton in den Jahren 1911 und 1913, in den marmorierten Ausstellungshallen im Botanischen Garten. Tolle Bilder, eine dramatische Geschichte und eine Klimaanlage um 10 Grad, ziehen uns, fröstelnd in ihren Bann. Faszinierend.

Friedel jetzt mit ihrem nächsten Reiseziel, der Antarktis im Kopf, delegiert den Geburtstagstrupp weiter nach Lyttleton, der kleinen Hafenstadt vor Christchurch. Gemütlich und hügelig, präsentiert sich der kleine Ort und inspiriert uns zu Kaffee und einer Portion Fish & Chips, welche wir nach einem unerwartet langen Weg Richtung Strand und halbstündigen Balanceakt über alte Bahngleise, dann doch am Hafen zu uns nehmen. Denn merke: Strand ist nicht gleich Strand, das nächste mal legen wir die Betonung doch besser auf Strand mit SAND. Gut.

Aber auch die kleinen Boote auf dem Wasser und das von grünen Bergen umringte Hafenbecken kann begeistern, solange man nicht ein winziges Stück Fritte auf den Boden fallen lässt und damit einen Schwarm kleiner, ausdrucksloser und gieriger Möwenaugen auf sich zieht. Jetzt bloß keine falsche Bewegung, sonst heißt es wohl gleich Zahn um Schnabel! Gerade so überlebt schaffen wir es mit dem Bus zurück durch den langen Tunnel nach Christchurch. Hier wartet auf das Geburtstags Friedelchen noch eine köstliche Flasche Rotwein, bevor wir den Abend mit einem weiteren Drink in einem britischen Pub mit Livemusik ausklingen lassen. Und, das dürfen wir an dieser Stelle nicht vergessen, die große Super-Strahle-Sonne Friedel wurde auch den ganzen Tag lang mit lautstarkem Trötenlärm und Geburtstagständchen im 10 Minutentakt bei feucht-fröhlicher Laune gehalten. Ein Geburtstag in Neuseeland, wie wunderbar!

Unser letzter Tag in Christchurch, ganz im Zeichen des Aufbruchs, von unserer Mietwagenfirma abgeholt und an den  Stadtrand gefahren, nehmen wir ihn in Empfang, unseren BEN, den weiß zerschrammten 4-Türer aus dem Jahre 91, der auch Innen mit etlichen Kratzern und Flecken, deren Ursprung wir nicht hinterfragen, Charakter beweist. Oh Ben, du mit deiner Automatik Schaltung, geleite uns hinaus, in die Wälder, durch die Täler, entlang der Küsten, auf den unendlichen, den einsamen Straßen des Landes, wir sind bereit!

Nachtrag:
Wir haben Christchurch am Freitag verlassen, eine wunderbar warme kleine Stadt, nicht ahnend, das am darauffolgenden Dienstag, den 22. Februar 2011, das schlimmste Erdbeben der Geschichte Christchurchs alles verändert. Wir waren und wir sind noch immer sehr betroffen und möchten hiermit unser tiefstes Mitgefühl allen Menschen in Christchurch und Umgebung aussprechen.

… der Zähler auf dem Display der 777 läuft weiter und weiter bis das kleine Flugzug in der Animation zum stehen kommt. Wir sind nun 2170km geflogen, es trennen uns 12h Zeitunterschied von zu Hause, fast 20 000km und wir befinden uns jetzt so weit weg wie möglich von Deutschland, das nächste südliche Ziel wäre dann die Antarktis, wie aufregend.

Die Emirates Maschine von Sydney nach Christchurch setzt am 14. Februar um 15.30 sanft auf der Landebahn auf, im Gegensatz zu den Landungen dieser Billig-Flieger-Mistdinger von Jetstar, wo man jeden Moment damit rechnet in einem gewaltigen Feuerball zu verbrennen, wenn eine Tragfläche den Boden vor den Rädern berührt, aber gut, anderes Thema.

NEUSEELAND!
Wir haben es wirklich soweit geschafft, wir freuen uns und es wehen uns nun 2 Monate Holiday entgegen, wie herrlich. Aber wir wären ja nicht wir, wenn es nicht schon bei der Einreise Probleme gäbe. So macht man es uns auch nicht so leicht, da wir, mit unserem kompletten Campingkram im Gepäck, um auf alles vorbereitet zu sein, natürlich widerliche, gemeine ausländische Samen in dieses, wie wir gleich lernen von nicht natürlichen Predatoren und fremdländischen Pflanzen gebeutelte Pfleckchen Erde, wahrscheinlich noch mehr beuteln könnten, nein, nein, nein.

So müssen wir mit unserem ganzen Zeug von Schleuse zu Schleuse, eine Ewigkeit scheint zu vergehen und am Ende wird unser Zelt dann noch einmal komplett entkontaminiert und halb, als auch völlig stümperhaft, in seine Tasche zurückgestopft, an uns zurück gegeben. So haben wir es geschafft und sind tatsächlich die Letzten im Terminal. Mmmmhhh.

Okay, davon lassen wir uns nicht beeindrucken und fahren in das Stadtzentrum von Christchurch und laufen zum Hostel unser Wahl. Ausgebucht! Tja wir hätten wohl doch lieber reservieren sollen. OKAY! Andre nun bereits einmal explodiert, schleppen wir uns hoffnungslos überladen zur nächsten Herberge. Ausgebucht! Ja, ihr könnt euch das rot flammende Inferno in uns sicher vorstellen. Weiter. Ausgebucht! Das Ganze wiederholt sich jetzt noch 2 mal und dauert insgesamt gute 2h, bis wir endlich, Christchurch jetzt bereits einmal komplett abgelaufen, ein fensterloses Vierbettzimmer, von ganzen 3qm in einem Hostel, am gefühlten Stadtrand bekommen. Immerhin nur 14$, da kann man sich nicht beschweren.

Nach einer Nacht entschließen wir uns aber, dem luxuriösen Anspruch innewohnend Tageslicht vorzuziehen, ein anderes Hostel zu suchen. Das klappt dann auch, man soll es nicht glauben, ein paar Haeuser weiter im privat geführten Drifters. Viel Holz, sowohl innen als außen, große Zimmer, zwei Hunde und ein „wilder“ Garten, lassen uns endlich ankommen. Doch wir haben etwas mitgebracht, was so schrecklich und ekelhaft ist, das wir es uns nicht laut auszusprechen wagen. Denn grauenvoller Weise, waren wir unter der 20kg schweren Bettdecke in unserem fensterlosen Zimmer nicht allein. Bedbugs! Iiiihihihihihi!! Neeeeeiiiiin!!! Das ist so widerlich! Ein tagelanger Leidens- und Vernichtungskampf soll folgen. Nachdem unsere Körper nun von Bissen der unsichtbaren Plage gezeichnet sind, haben wir die Biester nach mehreren Wäschen, quarantäne Aufbewahrungsbeuteln und Trocknerprozeduren zurück in die Hölle zurückgeschickt, BREEEENNT! Und beruhigen. Puh.